Deutschlands Vorschlag, die CSRD zu reduzieren: ein Schritt in die falsche Richtung

Grüne landwirtschaftliche Felder

Die Richtlinie über die Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen (Corporate Sustainability Reporting Directive, CSRD) ist einer der ehrgeizigsten Schritte in Richtung Unternehmensverantwortung und Nachhaltigkeit in Europa. Als Eckpfeiler des EU-Green Deal zielt sie darauf ab, Transparenz, Innovation und Verantwortung in Tausenden von Unternehmen zu fördern.

Ein aktueller Vorschlag von vier deutschen Ministerien zielt jedoch darauf ab, die CSRD zu verzögern und zu vereinfachen – ein Schritt, der eine Debatte in der Wirtschaft und im Nachhaltigkeitssektor ausgelöst hat.

Im Folgenden wird erläutert, was dieser Vorschlag beinhaltet, warum er wichtig ist und was auf dem Spiel steht.

Die wichtigsten Punkte des deutschen CSRD-Vorschlags

Der Brief, der der Europäischen Kommission vorgelegt wurde, sieht vier wesentliche Änderungen der CSRD vor:

1. Verschiebung von Fristen

In dem Vorschlag wird vorgeschlagen, den Beginn der CSRD-Meldepflicht um zwei Jahre zu verschieben:

  • Große Unternehmen: Die Berichterstattung beginnt im Jahr 2027 statt 2025.
  • Kleine und mittlere Unternehmen (KMU): Die Berichterstattung beginnt im Jahr 2028 statt 2026.

2. Schwellenwerte anheben

Deutschland hat vorgeschlagen, die Schwellenwerte zu erhöhen, die festlegen, welche Unternehmen die Vorschriften einhalten müssen:

  • Schwellenwert für den Umsatz: Aufstockung von 50 Mio. € auf 450 Mio. €.
  • Schwellenwert für Mitarbeiter: Anstieg von 250 auf 1.000 Mitarbeiter.

Dadurch würde sich die Zahl der Unternehmen, die gemäß der Richtlinie Bericht erstatten müssen, erheblich verringern.

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3. Reduzierung der Komplexität der Berichterstattung

Der Vorschlag sieht Folgendes vor:

  • Streichung unnötiger Datenpunkte (derzeit über 1.000 in der Richtlinie).
  • Vermeidung von sektorspezifischen Berichtsstandards.
  • Einführung des „Once-only-Prinzips“, das sicherstellt, dass Unternehmen Informationen nur an eine Behörde übermitteln, um Redundanzen zu vermeiden.

4. Rationalisierungsrahmen

Deutschland beabsichtigt, Überschneidungen zwischen der CSRD, der EU-Taxonomie und den Anforderungen der Green Asset Ratio zu beseitigen. Das Ziel ist es, einen einheitlicheren und weniger aufwändigen Berichtsrahmen zu schaffen.

Warum dieser Vorschlag wichtig ist

Auf den ersten Blick erscheinen die vorgeschlagenen Änderungen vernünftig. Einfachere, straffere Verfahren könnten den Verwaltungsaufwand für Unternehmen, insbesondere KMU, verringern. Die Verschiebung von Fristen könnte den Unternehmen mehr Zeit geben, sich auf die Einhaltung der Vorschriften vorzubereiten.

Aber hier ist der Haken an der Sache: Die Reduzierung der CSRD birgt die Gefahr, dass ihr Hauptzweck unterminiert wird.

Bei der CSRD geht es nicht nur um Bürokratie, sondern um die Förderung von Transparenz und Rechenschaftspflicht. Durch die Verschiebung von Fristen und den Ausschluss einer beträchtlichen Anzahl von Unternehmen aus dem Anwendungsbereich droht der deutsche Vorschlag die transformative Kraft dieser Richtlinie zu verwässern.

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Das Argument für die CSRD

1. Eine Säule des EU Green Deal

Die CSRD ist von zentraler Bedeutung für das Erreichen der ehrgeizigen Klima- und Nachhaltigkeitsziele der EU. Sie zwingt die Unternehmen, über ihre ökologischen und sozialen Auswirkungen Rechenschaft abzulegen, und schafft so eine Grundlage für nachhaltigere Entscheidungen.

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2. Doppelte Wesentlichkeit

Einer der bahnbrechenden Grundsätze der CSRD ist die doppelte Wesentlichkeit. Danach müssen Unternehmen nicht nur bewerten und offenlegen, wie sich Nachhaltigkeitsfragen auf ihre finanzielle Leistung auswirken, sondern auch, wie sich ihre Aktivitäten auf die Gesellschaft und die Umwelt auswirken. Die doppelte Wesentlichkeit stellt sicher, dass ESG-Themen (Umwelt, Soziales und Governance) mit der gleichen Bedeutung behandelt werden wie finanzielle Angelegenheiten.

3. Innovation und Verantwortlichkeit fördern

Transparenz fördert die Innovation. Wenn Unternehmen verpflichtet sind, ihre Nachhaltigkeitspraktiken offenzulegen, ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass sie Innovationen und Verbesserungen vornehmen. Rechenschaftspflicht fördert das Vertrauen der Stakeholder, von den Investoren bis zu den Verbrauchern.

Die Risiken des Rückschritts

1. Verzögerungen gefährend den Fortschritt

Durch die vorgeschlagenen Verzögerungen besteht die Gefahr, dass der Schwung verloren geht. Die Klimaziele der EU erfordern dringende Maßnahmen, und eine Verschiebung der CSRD könnte die falsche Botschaft über Europas Engagement für Nachhaltigkeit aussenden.

2. Schwächere Rechenschaftspflicht

Eine Anhebung der Schwellenwerte, die kleinere Unternehmen ausschließt, untergräbt die Wirkung der Richtlinie. Während große Unternehmen oft die Schlagzeilen beherrschen, haben KMU insgesamt einen erheblichen ökologischen Fußabdruck. Ihr Ausschluss hinterlässt eine Lücke in der Rechenschaftspflicht.

3. Verpasste Chancen für KMU

Langfristig werden KMU von der CSRD profitieren. Eine transparente Berichterstattung kann Türen zu umweltfreundlichen Finanzierungen, Partnerschaften und Märkten öffnen, die der Nachhaltigkeit zunehmend Priorität einräumen. Eine Einschränkung dieser Anforderungen beraubt die KMU dieser Möglichkeiten.

Ein ausgewogener Ansatz

Die Einhaltung der CSRD kann eine Herausforderung sein, insbesondere für Unternehmen, die neu in der ESG-Berichterstattung sind. Ein Zurückschrauben ist jedoch keine Lösung. Stattdessen sollte der Schwerpunkt darauf liegen, Unternehmen dabei zu unterstützen, diese Anforderungen effektiv zu erfüllen:

  1. Aufbau von Kapazitäten: Bereitstellung klarer Leitlinien, Schulungen und Instrumente, um Unternehmen bei der Einhaltung der Vorschriften zu unterstützen.
  2. Technologie-Lösungen: Plattformen wie Reegy können den Berichterstattungsprozess vereinfachen und es den Unternehmen erleichtern, ihre Auswirkungen zu verfolgen und offenzulegen.
  3. Anreize: Bieten Sie finanzielle Unterstützung oder Anreize für KMU, in die Nachhaltigkeitsberichterstattung zu investieren.
Corporate Social Responsibility

Fazit

Der Vorschlag Deutschlands, die CSRD zu verzögern und zu vereinfachen, mag auf berechtigten Bedenken hinsichtlich des Verwaltungsaufwands beruhen. Eine Reduzierung des Geltungsbereichs und der Fristen der Richtlinie birgt jedoch die Gefahr, ihr transformatives Potenzial zu untergraben. Die CSRD ist mehr als eine Berichtspflicht; sie ist ein Eckpfeiler des EU Green Deal und ein entscheidendes Instrument, um die Verantwortlichkeit und Nachhaltigkeit von Unternehmen zu fördern.

Anstatt uns zurückzuziehen, sollten wir vorpreschen und den Unternehmen die Instrumente und die Unterstützung geben, die sie brauchen, um die Anforderungen zu erfüllen und gleichzeitig die Nachhaltigkeit in den Vordergrund zu stellen. Schließlich wird die Finanzberichterstattung von jedem verlangt – warum sollte es bei der Nachhaltigkeit anders sein?

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